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Blog

Zum Umgang mit Tierschutzhunden

  • Posted by Guelay

    On 22. Januar 2018

    Es begegnen mir immer mehr HalterInnen mit Hunden aus dem Ausland. Gerettete Hunde, Streuner, Hunde aus Tötungsstationen, Hunde, die zwar überlebt haben, aber manchmal mit tiefen Narben im Herzen oder auf dem Körper.

Nun kommen sie nach Deutschland zu guten Menschen. Menschen, die sich bewusst für ein solches Tier mit Geschichte entschieden haben. Manchmal werden sie dafür kritisiert. Weil es genügend Tiere in unseren Tierheimen gibt. Wegen der Gefahr der eingeschleppten Krankheiten. Oder weil Tierschutz auch oft ein Geschäft ist. Oder die Hunde von der Straße aus der gewohnten Umgebung gerissen werden. Und man oft keine Chance hat, den Hund vorher kennen zu lernen und die Rückgabe schwierig ist. Ich habe das oft genug auch angezweifelt und versuche bei meinen KundInnen alle Pros und Contras zu beleuchten, wenn es um die Hundekaufberatung geht.

Lasst uns aber heute mal positiv bleiben: Die meisten HalterInnen, die ich mit Hunden aus dem Ausland treffe, sind mega happy!

Bestimmt war der Anfang schwer, aber dafür ist es danach umso schöner. Die Menschen wachsen über sich hinaus, informieren sich und trainieren sensibel und mit Gefühl und die Tiere entwickeln sich rasant. Klar! Hatten sie ja auf der Straße schon einen unbändigen Überlebenswillen und haben Strategien entwickelt, sich durchzuschlagen.

Für die NeuhundehalterInnen von ängstlichen Auslandshunden ein paar Tipps:

  1. Lasst euch Zeit! – Die Bindung kommt nicht sofort. Seid nicht traurig, wenn der Hund sich noch nicht freut, wenn er kurz alleine gelassen wurde und ihr wieder nach Hause kommt. In spätestens drei Wochen würde er euch am liebsten nicht mehr weg lassen und dreht Pirouetten wenn er euch sieht!
  2. Geht kurze Runden! –  Gassigehen muss gelernt sein. Oft kennen die ehemaligen Streuner keine Großstadtgeräusche. Bleibt im eigenen Kiez, 15 Minuten reichen. Dafür öfters. Meistens ist die Blase des Hundes nicht gut trainiert, sich nur alle paar Stunden zu lösen. Anfangs könnt ihr wirklich alle drei Stunden raus. Mindestens! Wenn der Hund entspannt, könnt ihr die Runde größer werden lassen. Immer mit Sicherheitsgeschirr, dass heißt mit zwei Gurten um den Bauch. In den ersten 14 Tagen ist die Gefahr massiv erhöht, dass die Hunde abhauen. Viele überleben das nicht.
  3. Füttert kleine Portionen! – die Hunde sind große Mahlzeiten oft nicht gewohnt. Gebt ihnen ruhig 3-5 mal am Tag kleine Portionen. Aufgrund von dauerhaftem Stress kann es sonst leichter zu Magenreizungen kommen. Wir Menschen können auch schlecht essen, wenn wir unter Stress stehen. Der Magen ist dann wie zugeschnürt. Ihr kennt das.
  4. Lasst den Hund alleine fressen! –  Sie kennen euch noch nicht und könnten angespannt sein, weil sie nicht wissen, ob ihr auch Interesse am Futter habt. Dafür müssen sie nicht einmal eine Futteraggression zeigen.
  5. Stresslevel gering halten! – die ganze Umstellung kann sich nicht nur auf den Magen auswirken. Es kann sich im ganzen Hormonhaushalt widerspiegeln und diverse weitere kostspielige Krankheiten auslösen. Magendarm-Probleme sind hierbei oft das erste Zeichen. Beim B-Typ, also dem abwartenden, argwöhnischen Typ Hund, der eher defensiv in neue Situationen geht, kann es zum dauerhaften Cortisolanstieg (Stresshormon) kommen. Der Hund ist dann nicht mehr lernfähig, wird depressiv wird und verfällt im schlimmsten Fall in eine erlernte Hilflosigkeit. Er lässt alles über sich ergehen und wird keine Lebensfreude mehr zeigen. Beim offensiven A-Typ kann eine dauerhafte Stressbelastung – übrigens egal ob positiver oder negativer Stress – die beiden Hormone Adrenalin und Noradrenalin (das sog. Kampfhormon) anfeuern. Diese Hunde werden durch eine pausenlose hohe Stressbelastung nie in der Ecke liegen, sondern lautstark Aufmerksamkeit einfordern. Meistens verfallen sie in Stereotypen und nehmen zum Beispel die Wohnung auseinander, oder – im schlimmsten Fall –  Artgenossen. Wenn euch dieses Thema fortführend interessiert, kann ich gerne einen eigenen Blog dazu schreiben.
  6. Besorgt euch eine Box! – Eine Box hilft dem Hund, einen sicheren Hafen zu haben und von dort aus die Welt zu beobachten. Wie verhalten sich die Kollegen im Büro? Wie fühlt sich Autofahren an? Was sind denn das alles für Geräusche? Eine gute Boxengewöhnung hilft dem Hund sich sicher zu fühlen.
  7. Visualisiert eure Ziele! – Es heute mit gekniffener Rute und ängstlichem Buckel überhaupt aus dem Haus schaffen, übermorgen neugierig an bekannten Straßenecken schnüffelnd, in 3 Monaten lebensfroh und freundlich, quasi grinsend, durch den Kiez spazieren. Und in 6 Monaten leinenfrei am Fahrrad mitlaufen. Das geht! Das geht in den meisten Fällen! Ihr müsst es nur fühlen und vertrauen. Auf euch und auf euren Hund. Seht die Ziele vor eurem dritten Auge.
  8. Gönnt dem Hund eine Pause! – Von euch, von den Kindern, von Besuch! Ein ehemaliger Straßenhund ist es im Zweifel nicht gewöhnt, 24/7 betüddelt zu werden. Angequatscht. Angefasst. Mit Liebe überschüttet.
  9. Ihr erklärt dem Hund die neue Welt! – Wo darf er liegen, wann muss er mitkommen. Ihr solltet ihn lebensfroh und positiv mitnehmen, auch in unbekannte Situationen. Zeigt ihm, was euer Leben so ausmacht. Nach und nach und mit großer Selbstverständlichkeit. Arbeitet an eurer Führungskompetenz und werdet zu einer starken Persönlichkeit, an dem euer Hund sich sicher orientieren kann. So werdet ihr zu den besten Gefährten, die sich aufeinander verlassen können.
  10. Vergesst die Vergangenheit! – Ihr habt immer die Bilder vom Shelter vor Augen? Denkt immer an die schlimmen Dinge, die euer Hund durchmachen musste? Stop! Weg damit! Das ist Schnee von gestern. Das Schöne am hündischen Wesen ist, dass zwar das Vergangene eventuell Eindruck hinterlassen hat, aber es gibt immer noch eine neue Chance! Tut so, als ob ihr nichts vom Hund wüsstet. Geduldig, aber bestimmt traut ihr euch in neue Situationen. Ihr seid der Entscheidungsträger! Wenn jetzt über eine Brücke gegangen werden muss, dann geht gefälligst über eine Brücke! Ihr entscheidet. Der Hund macht mit. Auch hier: Visualisiert den Weg über die Brücke. Und dann geht ihr ihn. Immer wieder, bis der Schreck nachgelassen hat.
  11. Gute Laune und ein sonniges Gemüt sind hilfreich! – Nicht immer kompensiert der Hund unsere Unzulänglichkeiten. Oft spiegeln sie uns. Unsere Krankheiten, unsere Psyche, unseren Charakter. Seid euch bewusst darüber. Arbeitet an euch. Dann werdet ihr automatisch bessere Hundeführer.

Zusammengefasst bin ich immer wieder entzückt über die Geschichten von Haltern mit ihren Tierschutzhunden. Das Blatt ist nicht leer, aber auch noch lange nicht fertig beschrieben. Gestaltet die restliche Geschichte so, wie ihr euch das Leben mit dem Hund vorstellt. Man bekommt nie den Hund, den man sich wünscht. Aber immer den Hund, den man braucht!

In diesem Sinne, freue ich mich über eure Geschichten und Erfahrungen!

Eure Gülay

Oft gefragt

Kann jeder einen Tierschutzhund adoptieren?

Gute Tierschutzorganisationen sind deutschlandweit aufgestellt und haben so die Möglichkeit, eine Vorkontrolle bei dem Anwärter auf einen Hund zu machen. Man checkt, wie und mit wem der Hund leben wird und auch für den zukünftigen Halter sind diese Treffen sehr wichtig: Der Austausch kann als Reality-Check gesehen werden mit einem Kennerblick von außen.

Ich will aber nur einen Welpen!

Jeder sollte den Hund bekommen, den er sich wünscht. Ein ehrlicher und realistischer Austausch mit einem Profi hilft oft, bisherige Vorstellungen zu hinterfragen und zu überlegen, woher diese Glaubenssätze kommen: Möchte ich nur einen Welpen, weil er süß ist? Oder weil ich keinen Hund möchte, der bereits Schlimmes erlebt hat? Oder mache ich mir Sorgen, dass ich keine Bindung mehr mit einem erwachsenen Hund aufbauen kann? Eine Hundekaufberatung kann hierbei vieles klären!

Brauche ich die Zustimmung einer Behörde?

In Berlin ist es so, dass Hunde unter 12 Monaten nur noch von sachkundiger Stelle aus vermittelt werden dürfen. Und darüber bin ich sehr froh! Das kann der Züchter sein, eine Tierschutzorganisation oder ein Tierarzt oder Hundetrainer (in Absprache mit dem Vet.Amt). Der Käufer ist in der Nachweispflicht! Man versucht so, den illegalen Welpenhandel aus dem angrenzenden Ausland und Vermehrern mit Billigwelpen zu stoppen. Auch wenn der Welpe ein schönes Zuhause bekommt, so sind zum einen die armen Elterntiere, die zurück bleiben und zum anderen kann es passieren, dass man ein todkrankes Tier bekommt, was sehr hohe Kosten verursacht oder direkt ins Tierheim abgegeben wird. Bitte beachten Sie auch, dass Hunde gewisser Rassen als gefährlich eingestuft werden können. Der Handel, Import und Kauf dieser ist nicht erlaubt und man muss eventuell nachweisen, woher der Hund stammt. Auch Mischlinge mit gewissen Rassemerkmalen können Jahre später vom Ordnungsamt zu Prüfungen gebeten werden. Wenn Sie weitere Informationen benötigen, so können Sie sich vertrauensvoll an mich wenden.

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